Tiefe Trauer um Löwenkopf-Zwergkaninchen Merlin
Kaninchen Merlin nahm ich vor vielen Jahren unkastriert auf. Schnell stellte ich fest, dass Merlin jegliche Kaninchennahrung verweigerte. Kurz entschlossen schaute ich ihm vorsichtig in sein kleines Maul. Seine oberen Schneidezähne waren rechts und links fast in die Backentaschen gewachsen, die unteren Zähne wuchsen in den Rachenraum. Er war abgemagert bis auf die Knochen. Sofort wurde er unserem Tierarzt vorgestellt, der vor sich hin murmelte: „So eine Quälerei! Das arme Tier!“ Er half ihm, dass Merlin wieder fressen konnte. Für mich hieß es nun, Merlin langsam auf zu päppeln. Geriebene Möhren, Äpfelchen mit Bananen vermischt. Gekochte Kartoffeln mit klein geschnittener Petersilie. Auch Kaninchenpellets war der große Hit. Nur Heu konnte er nicht fressen. Ca. ¼ Jahr brauchte Merlin, um sich von seiner ungewollten Hungertour zu erholen. Nach dieser Zeit lies ich ihn von unserem Tierarzt kastrieren.
Endlich war der große Tag „X“ gekommen, dass wir ihn in eine bereits große Kaninchengruppe mit viel Auslauf, eingliedern konnte. Damals war er fast der Jüngste in der Gruppe. Für uns war es selbstverständlich, dass er sein Gnadenbrot erhielt. Einige Jahre später war ich gezwungen Merlin, in eine andere Kaninchengruppe mit einigen Freunden, neu ein zu gliedern. Löwenkopf – Zwergkaninchen Merlin setzte sich gegenüber den Deutschen Riesen Willy und Krümel und Mittelrassenkaninchen Mimi als Chef durch. Ihn nahm man im Winter, liebevoll in die Mitte, um ihn zu wärmen. Merlin hatte manchmal so eigenwillige Chefallüren, dass ich ihn oft auch scherzend Merlin-Herkules nannte.
Vor ca. einem Monat fing Merlin an, merkwürdig mit einem krummen Rücken zu hucken. Ich hörte ihn niesen. Sofort wurde er dem Tierarzt vorgestellt. Eine Baytril Behandlung begann. Sein Gesundheitszustand verbesserte sich nicht. Nach der Behandlung gab es für ihn eine Pause. Erneut versuchten wir ihn mit Chloromycetin zu behandeln. Für Merlin war es ein traktieren, weil ich ihn Abends und Morgens aus seinem Gehege heraus fangen musste. Zwei Tage sperrte ich ihn, zwar bei seinen Freunden im Stall, ein. Mit einer Nichtachtung meinerseits und Futterverweigerung, strafte er mich. Ich war gezwungen, ihm seine Freiheit wieder zu geben.
Mit großem Mühen lies mich Merlin noch 1m an ihn heran, dann verschwand er mit einigen Kaninchenhaken geschickt an meinen Beinen vorbei, unter die Erde. Mimi baut leidenschaftlich Erdhöhlen. Für Merlin, Mimi und Finchen ein ideales verstecken, vor allem vor uns. Willy und Krümel fühlen sich an der Oberfläche lieber wohler.
Merlin fand das tägliche greifen von meiner Hand als lästig und ärgerlich. Nun hatte ich in seinen Augen sein großes Vertrauen zu mir, völlig verloren. Egal was ich tat, ob Stall säubern oder füttern, Merlin verschwand wie ein Blitz in den Erdlöchern.
Ich sah mit grauen, dass Merlins Gesundheitszustand sich täglich verschlechterte. Er hockte an manchen Tagen wie Abwesend auf dem Strohbündel. Aus seinen kranken Augenwinkeln merkte ich, dass er mich, trotz seines schlechten körperlichen Befindens beobachtete. Bei jeder Aufregung fing er an zu pumpen und schwerfällig zu atmen.
Es war ein MUSS für uns Beide, denn seine Zähne mussten geschnitten werden. Er kannte es, ab diesem Zeitpunkt als er bei uns Einzog, dass er alle 14 Tage – dies Jahrelang – zum Tierarzt zu fahren, um seine Zähne zu kürzen.
Als ich heute in das Gehege kam, merkte ich deutlich, dass unsere großen Kaninchen anders waren, als sonst. Sie wärmten den sterbenden Merlin. Finchen seine kleine Freundin kuschelte sich an seinen Po. Alle fühlten, dass Merlin bald in einer anderen Welt wohnt. Er schlief in seiner geliebten Kaninchengruppe ein.
Merlin verstarb am 14.05.2010 .
Er wurde ca. 5 Jahre alt.
Wir wünschen Merlin eine gute Reise in den Himmel. Dort warten viele vorausgegangene Kaninchenfreunde auf ihn.
Abends wird er und viele andere Seelen am Himmel, als kleiner Stern auf die Erde, leuchten.
Mit stillem Gruß
Beatrix und Siegfried Weber
Nager/Kleintier-Vermittlungsstelle,
37441 Bad Sachsa – OT Steina / am Harz