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Neues vom Katzen-Asyl: Die panische Lady

Es gibt Katzen, denen es nichts ausmacht, wenn sie nasse Pfoten bekommen. Dagegen mögen sie Regen bzw. Wasser von oben kommend überhaupt nicht. Andere wiederum laufen wie selbstverständlich durch den Regen. Wenn sie aber versehendlich durch eine Pfütze laufen und nasse Füße bekommen gebärden sie sich sehr merkwürdig. Man sieht ihnen nicht nur an der Mimik an, dass es ihnen sehr unangenehm ist, ja, sie sind oft geradezu angewidert. Jede Pfote wird separat ausgeschüttelt um der lästigen Nässe zu entkommen und die Pfoten schnell zu trocknen. Das sieht sehr komisch aus.

Noch komischer verhielt sich kürzlich unsere Lady. Aber zur Erklärung muss ich ein wenig ausholen…

Seit einiger Zeit hatten wir arge Probleme mit der Kanalisation. Jeder starke Regenguss führte im kleinen Freilauf, manchmal sogar über die Terrasse bis zur Küchentüre, zur Überschwemmung. Eine Wurzel unserer wunderschönen alten Trauerweide war im Hof durch eines der Rohre gewachsen und verhinderte somit den freien Ablauf zur Straßenkanalisation. Bis die passende Fräse gefunden wurde, mit der unser Nachbar und dessen Sohn das Rohr wieder freimachen konnten, vergingen viele Wochen. Keine sehr angenehme Zeit bei starkem Regen, denn es war nicht nur kein schöner Anblick, sondern es stank auch fürchterlich…

Es war ein warmer, sonniger Tag im August und unsere Schützlinge beschäftigten sich draußen mit gegenseitigem Fangen, Verstecken- und Erschreckenspielen oder gingen auf Entdeckungs- und Abenteuerreise.

Plötzlich zog ein Gewitter auf und ein starker Regenschauer bereitete ihrem ausgelassenen Spiel ein jähes Ende. Die eingangs erwähnten wasserscheuen Katzen, die keinen Regen mögen, kamen ins Wohnhaus gestürmt.

Sorgenvoll beobachtete ich wie das Wasser aus der Dachrinne durch das Fallrohr in den Gully stürzte. Die Kanalisation konnte es auch diesmal nicht so schnell aufnehmen. Eine Lache bildete sich, die immer größer wurde und das Wasser kam mir langsam entgegen. Zum Glück war es nur ein kurzer Regenschauer, der nicht lange anhielt. Somit stand schließlich nur noch eine große Pfütze genau im Durchgang zwischen den beiden Freiläufen. Für unsere Samtpfötchen war das aber kein Hinderungsgrund ihre abrupt abgebrochenen Spiele draußen wieder aufzunehmen.

Zur abendlichen Fütterung rief ich wie gewohnt einige ihrer Namen und, dass sie zum Essen kommen sollen. Als sie sich in der Küche um mich versammelt hatten bemerkte ich, dass Mimi und Lady fehlten. Also ging ich hinaus in den Freilauf und rief nach ihnen. Lady kam aus dem Katzen-Haus und blieb hinter der Pfütze im Durchgang stehen. Sie jammerte und wagte es nicht durch das Wasser zu laufen. Stattdessen lief sie unaufhörlich von links nach rechts und von rechts nach links am Rand der Pfütze entlang. Mit ängstlich geweiteten Augen schaute sie mich an und weinte jämmerlich. Bei diesem Anblick musste ich unwillkürlich lachen. Meine Lockrufe: “Lady, komm schnell essen! Schnell! Hmmmm, lecker, lecker, lecker!” versetzten sie scheinbar noch mehr in Panik, denn ihr Hin und Her wurde schneller und ihr Weinen lauter und fordernd.

Zumindest hatten meine Lockrufe Mimi erreicht, die offensichtlich aus dem Hof kam und schnurstracks in die Pfütze lief. Mittendrin blieb sie stehen und schaute sich nach Lady um, grad so, als wollte sie sagen: “Warum stellst Du Dich so an? Das Wasser ist doch gar nicht tief!” Dann lief sie zu den anderen Katzen ins Wohnhaus. Lady aber jammerte lautstark weiter und wollte scheinbar ihren Rekord im Hin- und Her-Lauf gewinnen. Ich rief ihr zu, dass Mimi ihr doch nun gezeigt habe wie einfach auch sie durch die Türe gehen könne und ging einfach weg in der Hoffnung, dass sie gleich nachkommen würde. Aber Lady kam nicht. Nach ein paar Minuten schaute ich wieder nach ihr und sah, wie sie immer noch ängstlich jammernd am Rand der Pfütze entlang lief.

“Das darf doch nicht wahr sein! Och Lady, was machst Du denn für Sachen? Muss ich Dich tatsächlich holen?” Wie angewurzelt blieb sie stehen und ihre erwartungsvollen Augen bedeuteten mir, dass dies doch wohl keine Frage, sondern eine Feststellung sein soll. Ich nahm das ängstlich zitternde Bündel in die Arme. Sofort krallte sie sich an mir fest und ein tiefer Seufzer entrang sich ihrer Kehle. “Tja, Du bist nun mal eine Lady”, sagte ich lachend, “das habe ich schon damals erkannt, als Frau Böger Dich unter dem Namen “Lumpi” zu uns brachte.”

Als ich dieses kleine Erlebnis meiner Schwester erzählte, meinte sie: “Du hättest einen Mantel auf die Pfütze legen sollen.”

Trudi Straeten

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