10 Jahre kämpfte sich Hermann als ungeliebter Straßenkater durch die Deutsche Landschaft. Stets gejagt von Menschen, deren Hunde und anderen Getier. Als Katzenwelpe wuchs er bei einer älteren Dame auf. Von ihr wurde er geliebt. Als er Älter wurde wuchs er ohne Liebe auf. Ab und zu bekam er Abfälle zum fressen. Seine Nahrung bestand aus Mäuse und Vögel fangen. Wenn er Durst hatte trank er aus einer Pfütze oder einem fließenden Bach. Kein Lebewesen interessierte sich für Hermann. Bis er zu einem Reiterhof kam. Im Pferdestall hoffte er, dass er einen trockenen Schlafplatz finden kann. Die Stallbesitzer hatten nur ein Herz für ihre Pferde. Deshalb versuchte man ihn immer wieder, durch die eigenen Hunde, zu verscheuchen. Hermann entschloss sich kurz, dass ein paar Katzenkrallen auf Hundenasen wehtun könnten. Und somit erhielt er den benötigten Respekt, um dort geduldet zu werden.
Als Hermann 7 Jahre alt war, zog unsere Freundin Gisela in eine Mietswohnung, neben dem Pferdehof. Sie hat ein Herz für alle Tiere. Heimlich fütterte sie Hermann. Katerchen begriff schnell, dass er niemals mehr hungern oder dursten muss. Sie sorgte auch dass er vom Tierarzt kastriert wurde. Als Hermann 9 Jahre alt war, wurde er im Winter sehr krank. Gisela machte sich große Sorgen, weil er nicht zum fressen kam. Sie und ein Stallbursche fanden ihn im Heuschober. Er war völlig entkräftet und hatte hohes Fieber. Gisela fuhr mit ihm zu ihrer Tierärztin. Zuhause pflegte sie ihn gesund. Ihre Aktivitäten musste sie stets heimlich verrichten, da der Vermieter keine Katzen im Haus duldete.
Gisela zog nach 3 Jahren wieder aus der Wohnung. Es bereitete ihr großer Kummer, dass sie Hermann zurück lassen musste. Aber soweit sollte es für den 10 jährigen Kater nicht kommen. Denn Siegfried und ich beschlossen, dass Hermann für den Rest seines Lebens bei uns verbringen soll.
In Ruhe lernte er unsere Wohnungskatzen und unsere Hündin Susi kennen und später lieben.
Hier können Sie seine traurige Geschichte lesen: http://www.tierschutzwelt.de/?p=11378
Im Spätherbst nahmen wir ihn auf. Über die Wintermonate genoss er eine warme Stube und das regelmäßige Futter. Im Frühjahr zeigte er uns allen sehr deutlich, dass er Sehnsucht nach seiner Naturfreiheit hat. Die Schlechtlaunigkeit verspürte Kater Fridolin und Hündin Susi ziemlich oft.
Im März war sein erster Ausflug in den Garten: http://www.tierschutzwelt.de/?p=13243
Ab diesem Zeitpunkt verlangte er seinen täglichen Ausgang. Hunde haben Herrchen, Katzen Personal!
Abends/Nachts versuchten wir Hermann ihn im Haus zu halten. Dies gelang uns in den Sommermonaten kaum. Mein Nachtschlaf war unruhig und ich schaute auch in der Dunkelheit nach ihm. Vor der Tür hatten wir einen Stuhl, mit einer Decke bedeckt, darin war ein weiches Körbchen gestellt. Wie ein kleiner Prinz lag er darin.
Aber er genoss auch unser Bett. Darin lag er und Katze Molli. Wenn er seine Ruhe haben wollte, kroch er unter die Bettdecke und schlief fest.
Hermanns Leidenschaft war, die Mäusejagd. Er fing die größten Wühl- und viele Hausmäuse:
http://www.tierschutzwelt.de/?p=39323
Kämpfte verbotenerweise mit Schlangen, Blindschleichen und Mausewiesel: http://www.tierschutzwelt.de/?p=13971
Ab und zu brachte er uns einen Vogel an. Den er sofort auf seinen Speiseplan setzte.
Jedes Jahr stellten wir ihm unseren Tierarzt vor. Er bekam seine Jahresimpfung. Alle 2 Monate entwurmte ich ihn. Tablette schlucken war nicht sein Ding. Diesmal setzte ich mich durch. Als Dank bekam ich die spitzen Krallen zu spüren…
Sein Gartenreich verteidigte er gegenüber anderen Katern/Katzen immer. Er duldete nur Nachbars Katzen, die in seiner Umgebung auch jagen durften. An manchen Tagen kam er zerzaust und blutig Heim. Der Tierarzt wurde sofort informiert. Ein Langzeitantibiotikum half ihm, seine Hautwunden zu heilen. Sein Schlafbedürfnis hielt er immer im Katzensofa oder in Papas Bett.
Zu jeder Tag/Nachtzeit haben unsere Katzen an verschiedenen Orten ihr Trockenfutter stehen.
Am frühen Morgen erhalten alle ihr Feuchtfutter. Hermann konnte es nicht leiden, wenn seine Freunde ihm im Nacken standen während er fraß. Kater Fridolin hatte stets Talent ihn zu hypnotisieren.
Hermann hatte vor 5 Wochen eine unangenehme Prügelei mit einem unkastrierten Kater. Er kam mit blutigen Ohren und zerzaustem Fell nach Hause. Eine Depot Antibiotika Spritze vom Tierarzt sollte ihm helfen, eine eventuelle Entzündung im Körper vor zu beugen. Hermann schlief nach dieser Katerbegegnung 48 Stunden. Dann baute er sichtlich ab. Im Freien fing er regelmäßig weiterhin Mäuse. Aber mit schrecken sah ich, dass er dünner und dünner wurde. Sein großer Katerkopf schrumpfte. Vor 14 Tagen entwurmte ich ihn mit Milbemax. Dann stellte ich fest, dass er das Trockenfutter nicht mehr fraß. Trotzdem fing er weiterhin Mäuse und ab und zu einen Vogel, die er auf dem Abtreter verspeiste.
Vor 6 Tagen stellte Hermann sein Futter ein. Unser Tierarzt machte erneut einen Hausbesuch. Ich fing an, ihm stündlich mit der Spritze ReConvales Tonicum – Diät Ergänzungsfuttermittel für Katzen – ins Mäulchen zu spritzen. Bis zu dieser Zeit trank er selbstständig Wasser. Er schlief viel. Zeitweise war er unruhig. Und wenn er uns nicht sah, meldet er sich lautstark. Nachts nahm ich ihn mit ins Bett. Eine mollige Wolldecke lag zwischen Siegfried und mir. Hermann zog es lieber vor, neben meinem Kopf zu liegen. Hautkontakt war für ihn wichtig.
Ich kämpfte um sein Leben. Wir spürten, Hermann und ich, dass die gemeinsame Zeit gegen uns tickte.
Hermann litt unter Nierenversagen.
Andreas (ein lieber Freund von uns und ich), fuhren mit Hermann in die Tierklinik (Notdienst). Um ihn von seinem Leid erlösen zu lassen.
Hermann starb am 01.01.2016
Er lebte bei uns 5 Jahre.
Hermann wurde 15 Jahre alt.
Ich bin so Dankbar, dass Siegfried ihn nach seinem fast 3-wöchigen Krankenhausaufenthalt – er wurde am 28.12.2015 entlassen – Hermann nochmals sehen durfte. Auch wenn sein Anblick mehr als traurig erschien.
Als ich am 01.01. Hermann beerdigte rollten mir die Tränen über die Wangen. Im Haus weinte Siegfried um ihn. Er war ein besonderer Kater, der tief in unseren Herzen verwurzelt war.
Wir sind überzeugt, irgendwann sehen wir uns Alle im Himmel wieder.
Manchmal wünschte ich,
im Himmel gäbe es Besuchszeiten
und sei es nur für einen kurzen
Augenblick!
Mit stillem Gruß
Beatrix und Siegfried Weber
Nager/Kleintier-Vermittlungsstelle,
37441 Bad Sachsa – OT Steina / am Harz