Vor 2 ½ Jahren stand bei einer Familie ein Umzug bevor. Ihr Motto war „ eine Minute vor 12.00 Uhr“, ihre unzähligen Kaninchen unter zu bringen. Kein Bock war kastriert!!!!
Die Mitarbeiter des zuständigen Tierheimes, welches zu dem Tier-Not-Fall zuständig gewesen wäre, entzogen sich ihrer Verantwortung. Lieber gab man der Besitzerin meine Telefon-Nr. weiter.
Unsere Freundin Conni und ich fuhren zu der Familie , ohne zu wissen, was uns erwartet. Im Kofferraum und auf den Rücksitz 12 mittelgroße Transportboxen gestapelt.
Dort angekommen blieben wir für eine ¼ Stunde im Regen stehen, da man die Klingel abgeschaltet hatte. (Wir hatten uns einen Tag vorher angemeldet.) Durch das pochen an der Tür, meldeten sich die eingesperrten Hunde. Eine Stimme hörten wir von drinnen: „Ich komme gleich.“ Das Gleich kommen bestand wiederum aus der nächsten viertel Stunde Wartezeit vor der Tür. Die Nässe tropfte uns bereits die Schultern herunter. Ein Unterstand gab es nicht.
Wir wurden freundlich empfangen und in den Keller geführt. In einem Raum waren die kleinen Zwergkaninchen untergebracht. Dick eingestreute stinkende Hobelspäne, die Luft war stickig, kein einziger Heu – Halm war den Tieren angeboten, nur ein halber Apfel lag vergraben im Dreck. Im Hundenapf war eine Pfütze Wasser für die Kaninchen. Ihre ein zigste Versteckmöglichkeit war ein Holztisch. Ein kleines Kuhfenster , welches kaum Licht von draußen gab, war die Helligkeit in dem Raum.
Die Tiere waren alle knochig. Ihr Fell stumpf. Einige Tiere hatten Blut unter den Fußsohlen.
Conni und ich beeilten uns, alle armseligen Geschöpfe ein zu fangen und sie in die Transportboxen hinein zu setzen.
Es wurden 20 Kaninchen gerettet!
Die Böcke waren zum Teil schon untereinander sehr aggressiv. Ein Bock hatte eine Augen-, andere Bissverletzungen auf dem Rücken. Die männlichen Tiere hatten tiefe Bisswunden in den Hodensäcken. Einige Tiere litten bereits unter Vereiterungen, die tierärztlich alle behandelt werden mussten..
Alle weiblichen Tiere waren tragend. Sie, ihre Kinder und die inzwischen kastrierten Böckchen konnten wir, nach vielen Monaten, in liebe Familien zu Zweit oder ein Tier zu einem anderen dazu, vermitteln.
Außer Knuddel, die eine schwarze Fellfärbung hatte, blieb bei uns „sitzen“. Ihre 4 Kinder erhielten ebenfalls verantwortungsvolle neue Besitzer.
Nachdem ich Knuddels Kinder vermittelt hatte, erkrankte sie nach einigen Wochen an der tückischen Erkrankung E.C. (Encephalitozoon Cuniculi ). Mehrere Wochen kämpften wir beide, dass sie überlebt. Ihre Orientierung war sehr gestört. Jede Veränderung im Stall oder wenn ich sie auf die Sommerwiese brachte, drehte sie sich mehrmals im Kreis. Benni gab ihr Schutz und das Gefühl, in ihrer Umwelt wieder zurecht zu kommen. Vor 1 ½ Jahren quoll Knuddel wie ein Kugelfisch auf. Sie hatte Wasser im Bauch.
Vor einer Woche, als ich die Ställe ausmistete, fiel Knuddel um und kam nicht mehr selbstständig auf ihre 4 Pfoten. Mein Mann Siegfried sah ihre hilflose Stellung und drehte die Kleine sofort wieder in ihre richtige Position. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich täglich mehr.
Der Gedanke, dass sie, durch ihr Wasser im Bauch, grausam erstickt, entschlossen wir uns, Knuddel von unserem Tierarzt erlösen zu lassen.
Knuddel verstarb am 08.11.2012.
Sie lebte bei uns 2 ½ Jahre.
Ihr Alter schätzten wir auf 5 Jahre …
Unsere Freundin ist Leiterin in einem Tierheim in Thüringen. Sie erhielt Anfang September 2012 über das Veterinäramt und Ordnungsamt völlig verwahrloste und verhungerte Nagetiere. Für viele Tiere kam die Wegnahme der Behörden zu spät. Die noch lebenden Tiere waren die Bäuche eingefallen und ein Kaninchen stank nach Eiter.
Mario so taufte ich ihn, stellte ich sofort dem Tierarzt vor. Antibiotische Augensalbe 2x tgl und10 Tage lang alle 12 Stunden verabreichte ich ihm seine Medikamente. Während der Behandlung verspürte ich eine deutliche Verbesserung. Danach fing die Eiterbildung in seinem Körper erneut an.
Er lag oft tief versunken im Stroh und hatte eine merkwürdige Körperhaltung an sich, die ich nicht einordnen konnte.
Täglich kämmte ich seine Haarverfilzungen aus seinem kurzen Fell heraus.
Während der Kastration stellte der Tierarzt fest, dass er altes vernarbtes Gewebe und eine Hode mit Eiter gefüllt war. Er litt unter großen Schmerzen. Nach einer Woche musste ich ihn erneut zur O.P. bringen, da sein Gewebe immer wieder Eiterherde bildete. Nach der Kastration saß Mario 14 Tage auf Leinentüchern. In dieser Zeit erhielt er schwere Medikamente.
Damals hoffte ich, dass dieser kleine Mann diese Prozedur noch einige Zeit über sich ergehen lässt.
Kaninchen sind Fluchttiere und wollen nicht immer angefasst werden, vor allem wenn es weh tut (z.Bsp. tgl. spritzen usw.). Hinterher erhielt er seine ausgiebige Streicheleinheit mit Petersilienstängeln, die er gern zu sich genommen hat.
Mario ging es nicht gut, dass sah ich jeden Tag von neuem. Trotzdem beschloss ich mich, dass ich ihn zu Benni und Knuddel, die ebenfalls erkrankt waren, in die Kaninchengruppe eingliederte. Er freundete sich sofort mit Benni an. Knuddel benötigte durch ihre Kopferkrankung etwas länger. Mario fühlte sich EINMAL in seinem Leben richtig wohl!
Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich wieder. Wieder kämpfte er mit Eiter. Diesmal verabreichte ich im Penicillin „Amox“ über 10 Tage lang – alle 12 Stunden. Die Wirkung war Erfolgreich. Sein stumpfes Fell wurde weich. Ihm ging es richtig gut. Er fraß gierig das Futter. Meine innerliche Freude, mit dem Gedanken „Jetzt geht es mit Mario Bergauf!“, fiel wie ein Kartenhaus schon nach dem 2. Tag, der Medikamentenbeendigung zusammen. Mario stank erneut nach Eiter. Sein Appetit verringerte sich auf ein Minimum. Nun saß er nur noch wie ein Häufchen Unglück im Stroh. Sein Anblick zerriss mich! Ab diesem Zeitpunkt wurde mir sehr Bewusst, dass ich Mario nicht mehr helfen kann. Seine Körperhaltung und das leise Zähnknirschen verrieten mir, dass er Schmerzen hat. Deshalb beschloss ich, ihn von seinen Schmerzen, von unserem Tierarzt erlösen zu lassen.
Mario verstarb am 08.11.2012.
Bei uns lebte er nur 2 Monate.
Sein genaues Alter ist uns nicht bekannt.
Mario´s und Knuddels Seele werden heute Nacht in den Himmel schweben. Dort warten viele vorausgegangene Kaninchen auf euch. Dort könnt ihr ohne Schmerzen sein.
Uns bleibt zum Abschiednehmen eure Gräber. Im Sommer wachsen viele Wildblumen darauf.
Wir wünschen Euch eine gute Reise.
Euer Benni und wir hatten Euch sehr, sehr lieb. Der Gedanke, dass ihr nicht mehr da seid, tut sehr, sehr weh!
Mit stillem Gruß
Beatrix und Siegfried Weber
Nager/Kleintier-Vermittlungsstelle,
37441 Bad Sachsa – OT Steina / am Harz