Wenn die Sonne des Lebens untergeht,
leuchten die Sterne der Erinnerung!
Unsere Freundin, auch Tierschutzkollegin erzählte uns, dass in der Nähe von ihr ein älterer Herr verstorben sei. Er hinterließ ein 16-jährigen Wohnungs-Kater.
Er schrie vor Panik die ganze Nachbarschaft zusammen. Dann lief er 4 Wochen lang ständig hin und her, um in sein altes Zuhause zu gelangen. Die unmittelbaren Nachbarn fütterten das Tier 2 Tage lang an ihrer Hausmauer, bis sie sich entschlossen unserer Freundin von diesem Notfall zu informieren.
Zwei Mal musste er erleben, dass seine Menschen durch den Tod ihn verlassen haben. Sollte er wirklich in seinem Alter noch in ein Tierheim untergebracht werden? Bei diesem Gedanken sträubten mir alle Nackenhaare nach oben. Wer kann so kurzfristig ein altes Tier aufnehmen, schoss es mir durch den Kopf? Ich fragte unsere Nachbarin, die ebenfalls über 90 Jahre alt ist und früher selbst große Katzenliebhaberin war. Sie war einverstanden, dass sie als vorübergehende Pflegestelle agiert. Im Schnelltempo schleppte ich ihr Fressnäpfe, Katzenklo mit Schaufel und Einstreu, Feucht- und Trockenfutter in die erste Etage.
Wir waren so froh, dass er wieder ein geschütztes Dach mit einer streichelnden, fürsorglichen Hand um sich weis.
Nach ein paar Tagen zog Willy zu uns.
Die Umstellung , sein neues Revier (Wohnung) mit vorhandenen 4 Katzen/Kater zu teilen, war in der Anfangszeit etwas schwierig. Inzwischen lag er 2o cm neben Fridolin und Josephine entspannter. Willy leidete unter Verlassensängsten. Er schrie, wenn er uns nicht sah. Den Schlafanzug von Siegfried auf die Zudecke gelegt und er entspannte sich nur langsam am Tag.
Wir entschlossen uns: „ Willy erhält sein Gnadenbrot bei uns!“
Unser Tierarzt stellte eine angebrochene Wirbelsäule und einen Nierenschaden fest. Aus seinem Mäulchen roch er wie verwest. Eine Zahn-OP (Narkose) hätte er nicht überstanden, da er sehr dünn zu uns kam.
Willy freundete sich mit Fridolin an. Er tobte mit ihm durch die Wohnung. Gegenseitig riefen sie sich zu, um mit Anlauf durch den Rascheltunnel zu rutschen. Interessant wurde es noch mehr, als sie die Spielmäuse, wie ein Beutetier stolz weg trugen. Manchmal wurden Siegfried und ich geweckt in der Nacht. Ihre Spieltrieb verlegten sie in und unter unseren Betten. Anschließend waren wir Munter und die Katzen schliefen wie kleine Unschuldslämmer zusammengerollt auf unserer Bettdecke….
Willy zeigte uns sehr deutlich, dass er in der Wirbelsäule Schmerzen hat. Der Versuch, ihn hoch zu heben, endete, dass er mir kurz entschlossen in die Hände biss. Also gaben wir ihm die Zeit und seinen Willen, selbst zu entscheiden, wohin er springen möchte. Er entschied auch, welche Menschen ihn streicheln durften und welche nicht. Jeder „Zwei-Beiner“ erhielt von uns genaue Anweisungen.
Manchmal nervte er mich, wenn er über meine Computer-Tastatur lief, während ich schrieb, um sich auf den Scanner zu legen. Oder er sprang mit einer Eleganz auf das Telefon und das Gespräch war beendet!
Mit großer Begeisterung legte er sich auf unsere Akten-Ordner. Ich nannte ihn oft „unseren Büro-Kater“.
Immer schaue ich auf seine Lieblingsplätze und sehe ihn nicht mehr liegen. Seine Eigenart, die er uns täglich zeigte, vermissen wir jetzt schon!
Im Radio hörte Siegfried tolle Musik und pfiff fröhlich mit. Willy stand neben ihm und schmuste mit seinen Beinen. Sein verstorbenes Herrchen musste sehr musikalisch gewesen sein.
Seit einem ½ Jahr baute Willy körperlich sehr ab. Seine Unternehmungslust mit Fridolin wurde immer weniger. Er schlief viel. Vor 4 Tagen stellte er das Fressen ein. Sein Tages -Rhythmus war schlafen, schlafen, zwei Schluck Wasser trinken, schlafen …..
Gestern hatten wir ein schweres Gewitter in der Nacht. Willy hatte immer die Panik, wenn Unwetter war. Siegfried und ich streichelten ihn sanft die halbe Nacht durch. Am Liebsten hätte ich ihn zu gedeckt, damit er die Blitze und die lauten Donner nicht hörte. Er war zu schwach auf zu stehen.
Nach dieser Nacht, war Willy so geschwächt, dass er keine Reaktion mehr zeigte, wenn wir ihn ansprachen oder streichelten.
Wir entschlossen uns, ihn durch unseren Tierarzt erlösen zu lassen.
Willy starb am 02.07.2013
Er wurde 17 Jahre alt.
Willy lebte ein Jahr bei uns.
Wir wünschen Dir eine gute Reise … Im Himmel wartet eine liebe Seele auf dich. Nun kannst du ohne Schmerzen weiter leben. Und gemeinsam mit Deinem älteren Herrn die Sterne besuchen.
Wir Alle hatten dich sehr lieb!
Mit stillem Gruß
Beatrix und Siegfried Weber
Nager/Kleintier-Vermittlungsstelle,
37441 Bad Sachsa – OT Steina / am Harz